Die Unternehmerfamilie Mast, Eigentümerin von Mast Jägermeister, engagiert sich seit fünf Generationen in drei Stiftungen. Die Fäden laufen bei Manja Puschnerus, der geschäftsführenden Vorständin, zusammen.
„Einer für alle“ war über lange Zeit der bekannte Slogan von Jägermeister. Der Spirituosenhersteller Mast-Jägermeister SE, 1878 als Essigfabrik von Wilhelm Mast gegründet, gehört heute immer noch der Unternehmerfamilie Mast. Was ihr Engagement angeht, muss der Slogan heute etwas abgewandelt werden: „Drei für alle“ lautet hier die Devise. Drei Stiftungen, die nahezu alle Bereiche von klassischen Stiftungsengagements abdecken – Wissenschaft, Kultur, Soziales, Bildung, Sport, Umwelt – haben Mitglieder der Familie mittlerweile gegründet. „Die drei Organisationen vereinen alle die Werte der Unternehmerfamilie Mast, die das Unternehmen zum Erfolg geführt haben. Dazu gehören Weltoffenheit, Bodenständigkeit und der Wille, auch über den Tellerrand zu blicken“, fasst Manja Puschnerus zusammen.
Puschnerus ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied in der Curt-Mast-Jägermeister-Stiftung und Vorstandsmitglied der Klaus-Friedrich-Stiftung. „In der Unternehmerfamilie Mast gab und gibt es prägende Persönlichkeiten, die sich aus ihrer eigenen Motivation heraus engagieren, und zwar in dem Bereich, der ihnen jeweils besonders am Herzen liegt.“ Und das kann eine weltberühmte Bibliothek im Heimatort, aber auch ein SOS-Dorf in Afrika sein.
„Die drei Organisationen vereinen alle die Werte der Unternehmerfamilie Mast, die das Unternehmen zum Erfolg geführt haben. Dazu gehören Weltoffenheit, Bodenständigkeit und der Wille, auch über den Tellerrand zu blicken“ Manja Puschnerus, Mast-Jägermeister SE
Als erste Stiftung innerhalb der Familie wurde 1986 die Dr.-Günther-Findel-Stiftung gegründet. Der Wolfenbütteler Arzt war mit Annemarie Findel-Mast, der Tochter von Curt Mast, verheiratet und stand der „Herzog-August-Bibliothek“ in seiner Heimatstadt sehr nahe. Seine Stiftung vergibt Stipendien an junge Wissenschaftler, die für ihre Forschungsarbeit auf die Materialien in der Bibliothek zugreifen möchten. Die „Herzog-August-Bibliothek“ verfügt über einen einzigartigen Bestand an Büchern aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit und gehört deshalb zu den weltweit führenden Zentren für kulturgeschichtliche Forschung. Die Stiftungsarbeit soll dazu beitragen, das wissenschaftliche Erbe der Bibliothek und der Stadt zu bewahren und mit jungen Forschenden mit Leben zu füllen.
Das 125-jährige Jubiläum der Mast-Jägermeister SE im Jahr 2003 sah Annemarie Findel-Mast als den optimalen Zeitpunkt, eine Stiftung im Namen ihres Vaters zu gründen, der mit seiner Heimatstadt eng verbunden war. „Curt Mast war ein Lokalpatriot, wie er im Buche steht“, erzählt Manja Puschnerus. „Auch wenn ich ihn nicht kennengelernt habe, weiß ich aus Erzählungen, dass er sehr an Wolfenbüttel hing. Fast schon legendär ist sein Ausspruch, er könne ohne den Blick auf seinen Kirchturm nicht leben.“ Und so war es folgerichtig, eine Stiftung zu gründen, deren finanzielle Mittel der Stadt und dem Landkreis Wolfenbüttel zugutekommen.
Es bleibt in Wolfenbüttel
Das erste zu fördernde Projekt der ursprünglich als Kulturstiftung gegründeten Organisation war das Lessing-Theater in Wolfenbüttel. Schnell sprach sich herum, dass man sich nun für die Belange der Region engagiert – es kamen immer mehr Förderanfragen nicht nur aus dem kulturellen Bereich, und die Stiftung wollte allen helfen. Eine Satzungsänderung musste her, um alle Bereiche der Gesellschaft abzudecken. Heute fördert die Curt-Mast-Jägermeister-Stiftung gemeinnützige Projekte aus den Bereichen Soziales, Kultur, Sport, Religion und Umwelt. Bis heute wurden fast 600 kleine und große Projekte unterstützt.
Die dritte und jüngste Stiftung aus dem Familienkreis ist die Klaus-Friedrich- Stiftung. Gegründet wurde sie 2007 von Friedrich Klaus Rehm, geschiedener Ehemann von Claudia-Susan Buschke, der Enkelin von Curt Mast, und in zweiter Ehe verheiratet mit Renate Rehm. Rehm verlor schon als Kind seine Eltern und wuchs in Heimen auf. Allen Widrigkeiten zum Trotz machte er im Laufe seines Lebens eine Karriere, die ihn auch finanziell gut aufstellte. Am Ende seines Berufslebens schließlich wollte Friedrich Rehm Projekte unterstützen, die oft nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Im Gegensatz zur Curt-Mast-Jägermeister-Stiftung hat die Klaus-Friedrich-Stiftung keine geographischen Grenzen – unterstützt werden die Finanzierung von Assistenzhunden in Deutschland genauso wie SOS-Kinderdörfer in Afrika. Das Besondere an ihrer Vorgehensweise: Die Projekte werden von den Familienmitgliedern vorgeschlagen und haben alle einen persönlichen Bezug. Ein Projektvorschlag kann einem Fernsehbericht folgen, der jemanden stark berührt hat, oder einem Gespräch bei einem Event, das den Wunsch auslöst, einer Organisation finanziell unter die Arme zu greifen. „Im Laufe eines Lebens tun sich immer wieder neue Themen auf“, so Puschnerus, die zusammen mit Friedrich Rehm den Vorstand der Klaus-Friedrich-Stiftung bildet.
Heute ist die fünfte Generation der Unternehmerfamilie Mast am Geschehen rund um Jägermeister und die Stiftungen beteiligt. Florian Rehm, Enkel von Annemarie Findel-Mast und Sprecher der Familie, ist Unternehmer und Aufsichtsratsvorsitzender der Mast-Jägermeister SE und sitzt als bindendes Glied in den Entscheidungsgremien der drei Stiftungen. „Die Werte der Familie sind von jeder Generation an die nächste weitergegeben und um neue Impulse ergänzt worden“, sagt Puschnerus.
Ein Netzwerk mit kurzen Wegen
Während in der Dr.-Günther-Findel-Stiftung Experten aus Wissenschaft und Forschung Entscheidungen bezüglich der Stipendien treffen, sind es in der Curt-Mast-Jägermeister-Stiftung Persönlichkeiten aus Wolfenbüttel gemeinsam mit Florian Rehm und Manja Puschnerus. Die Klaus-Friedrich-Stiftung wird ausschließlich von Familienmitgliedern und von Manja Puschnerus geführt. „Die Familie ist sehr groß, und jeder tut, was er kann. Ich bin ein Bindeglied zwischen den Organisationen und oft auch Impulsgeberin“, erzählt sie von ihrer Arbeit. „Manchmal kommt eine Idee in einer Stiftung an und wird von der anderen aufgegriffen. Die Wege sind nicht nur innerhalb der Organisationen kurz, sondern auch zwischen ihnen. So können wir flexibel und vor allem schnell entscheiden und in die Umsetzung kommen“, sagt Puschnerus.
Fundraising wird nicht betrieben, die finanziellen Mittel zur Projektförderung werden aus den Vermögen der Organisationen und aus Geldern, die aus der Unternehmerfamilie Mast und ihren Unternehmen an die Stiftungen fließen, generiert. Für noch mehr Wirkung in der Gesellschaft geht man Kooperationen ein, so zum Beispiel mit der Loki-Schmidt-Stiftung. „Wenn wir sehen, dass wir mit einer anderen Organisation noch mehr erreichen können, dann bündeln wir sehr gern unsere Kräfte“, sagt Manja Puschnerus. „Die Loki-Schmidt-Stiftung beispielsweise arbeitet wie wir: hands-on, pragmatisch und lösungsorientiert. Wir passen einfach prima zusammen und wollen auch in Zukunft weitere Projekte gemeinsam umsetzen.“ Und vielleicht noch eine vierte Stiftung gründen? „Danach sieht es im Moment eher nicht aus, wir haben ja doch nahezu alles abgedeckt, was der Familie am Herzen liegt“, sagt sie. „Aber ausschließen würde ich bei diesen engagierten Menschen nichts.“
Quelle: www.die-stiftung.de, 14.04.2023, Magdalena Aderhold